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„Wir nehmen die Herausforderung an“

HGS-Trainer Phillipp Kessler im Gespräch – Rückblick auf verkorkste Vorrunde – Vorbereitung auf Rückrunde läuft auf Hochtouren

 

Die HG Saarlouis kämpft ums „Überleben“ in der 2. Liga. Das ist nach einer schlechten Hinserie mit nur 4 Siegen und einem Unentschieden aus 20 Spielen Fakt. Ob die Mannschaft den Gang in die 3. Liga noch vermeiden kann, hängt ganz wesentlich von den Ergebnissen der ersten drei Spiele nach der EM-Pause ab. Seit gut einer Woche arbeitet Philipp Kessler nun schon mit dem Team intensiv an der Vorbereitung auf die noch ausstehenden 18 Rückrunden-Spiele. Dabei stehen täglich 2 Trainingseinheiten, Teambuilding-Aktivitäten, ein Kurz-Trainingslager zu Hause und fünf Testspiele auf dem Fahrplan. Im Interview gibt Philipp Kessler Einblicke in Arbeit und Plan:

 

Im Rückblick auf die Vorrunde der aktuellen Saison muss man einräumen, dass wir mit 9 Punkten und als Vorletzter in der Tabelle „das Klassenziel“ deutlich verfehlt haben. Vor allem in den wichtigen Duellen mit den sogenannten Teams auf Augenhöhe haben wir zu viele Punkte liegen gelassen – oft sogar kläglich. Was sind deiner Meinung nach die Ursachen für diese verkorkste Serie?

 

Philipp Kessler: Rückblickend gab es mehrere Ursachen, welche ausschlaggebend für die verkorkste Serie stehen. Wir haben ein junges, talentiertes Team und schaffen es in den meisten Partien 40 Minuten guten Handball zu spielen. Jedoch fehlte uns häufig die Konstanz über die gesamte Spielzeit. In vielen Spielen hatten wir je Halbzeit einen 0:4 Lauf. Diesen kannst du in der 2. Bundesliga nur schwer wieder aufholen.

Natürlich hilft in solchen Phasen ein erfahrener Leitwolf weiter, der diese Situationen kennt und der Mannschaft im Angriff Impulse und der Abwehr Stabilität gibt. Wenn dir diese Spieler fehlen, musst du durch mannschaftliche Geschlossenheit und taktische Disziplin versuchen diese Phasen möglichst positiv zu gestalten. Dies ist uns leider zu selten gelungen.

Hinzu kommt, dass einige Neuverpflichtungen mehr Zeit benötigen als gedacht, um sich an das Niveau der 2. Handball Bundesliga anzupassen. Wenn es dann nicht so läuft wie erwartet, hinterfragt man sich und der Druck wächst von Spiel zu Spiel. Sicherlich schmerzt auch der Ausfall von Peter Walz, der in Angriff und Abwehr nur schwer zu ersetzen ist. Auch Michael Schulz musste in wichtigen Spielen des letzten Jahres verletzungsbedingt passen.

 

Vier Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz, die schlechteste Tordifferenz, kein Auswärtspunkt: Ein düsteres Bild – können wir das in den kommenden 18 Spielen noch aufholen? Glaubt die Mannschaft noch an sich ?

 

Kessler: Der Blick auf die Tabelle schmerzt jeden HGS-Spieler, den Trainer und die Fans gleichermaßen und es ist für das gesamte Umfeld keine einfache Situation. Dennoch weiß die Mannschaft, dass wir einen besseren Handball spielen können, wenn alle Spieler körperlich und mental auf ihrem Niveau spielen. Dies haben wir in Spielen, wie gegen Dessau, Elbflorenz oder Bad-Schwartau bewiesen. Deshalb glauben die Jungs auch an sich und das Team. Wir nehmen diese Herausforderung an und es macht Spaß mit den Jungs jeden Tag intensiv zu arbeiten. Wir können es als Mannschaft mit den Fans in unserem Rücken schaffen, wir brauchen aber schnellstmöglich ein Erfolgserlebnis, um uns in einen Lauf zu spielen.

 

Seit einer Woche ist das Team nun in der Vorbereitung auf die Mammutaufgabe Rückrunde. Wo liegen dabei die Schwerpunkte? Wie willst Du die zuletzt gezeigte Verunsicherung aus den Köpfen kriegen?

 

Kessler: Seit Beginn dieses Jahres arbeiten wir intensiv an unseren Stärken und Schwächen, damit wir für eine kraftzehrende Rückrunde gerüstet sind. Eine ausgiebige Analyse der Vorrunde war hierbei wichtig, damit wir an den richtigen Hebeln ansetzen können. Zu Beginn der Wintervorbereitung liegt sicherlich ein Arbeits-Schwerpunkt bei der Physis der Spieler, da die Rückrunde noch lange dauert und wir in jedem Spiel maximal gefordert sein werden. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Abwehrarbeit im Zusammenspiel mit dem Torhüter sein. Wir müssen aus einer kompakteren Abwehr unser Umschaltspiel in der ersten und zweiten Welle verbessern. Darüber hinaus werden wir viel an den Basics im Angriffsspiel arbeiten, das Kleingruppenspiel und das Überzahlspiel optimieren. Zugleich müssen wir im mentalen Bereich arbeiten, damit wir unsere Schwächephase pro Halbzeit minimieren können. Es gibt also viel zu tun!

 

Die Kritik ist in den letzten Wochen des alten Jahres lauter geworden. Die Qualität der Spieler auf verschiedenen Positionen, vor allem aber im linken Rückraum, auf der Spielmacherposition und im Tor wurde da angezweifelt, manch einer meinte, man müsse personell noch nachlegen. Haben wir nicht genügend Qualität für die in diesem Jahr noch stärker gewordene 2. Liga?

 

Kessler: Jeder Trainer würde sich in dieser Tabellensituation einen erfahrenen Spieler mit Qualität in Abwehr und Angriff wünschen, der zugleich auch menschlich ins Mannschaftsgefüge passt und die Mannschaft auf dem Feld anführen kann. Allerdings steht das bei uns nicht zur Debatte, da es kein Budget für einen weiteren Spieler gibt und ich von der Qualität dieser Mannschaft überzeugt bin, wenn alle Spieler körperlich topfit sind, wir temporeichen, aber disziplinierten Handball spielen und lernen besser mit dem Druck umzugehen.